Montag, 21. Juni 2010

Was uns antreibt

Dass soziale Netzwerke aus dem Marketing heute nicht mehr wegzudenken sind, ist unbestritten. Interessant ist jedoch, weshalb sie so gut funktionieren:

Wir alle möchten einer sozialen Gruppe angehören. Dies ist wohl ein sehr ursprüngliches menschlichen Bedürfnis. Und wir scheinen uns bei unseren Entscheidungen und Handlungen an der Gruppe zu orientieren (sogenannte Social Validation). Wir meinen zwar meist, dass wir autonom handeln, übernehmen aber gleichzeitig die Ansichten unserer Nächsten. Denn oberstest Ziel eines Netzwerkes sei es, zu beweisen, dass man ebenso denke, fühle und handle wie die anderen. Denn der Gruppeneffekt und das Mit-dem-Strom-Schwimmen gibt den meisten Menschen Sicherheit. Das glauben zumindest Sozialpsychologen.

Wahrscheinlich ist dies der (oder ein) Grund, weshalb der "Gefällt-mir-Button" bei Facebook einen so großen Erfolg hat.

Susan M. Weinschenk nimmt auch an, dass die soziale Validierung unser Nutzerverhalten auf Websites beeinfusst. Denn Online-Bewertungen und Beurteilungen beeinflussen unser Unterbewusstsein weit mehr, als wir glauben möchten (Susan M. Weinschenk (2009): Neuro Web Design).

Menschen verhalten sich auch in Online-Netzwerken nicht viel anders als im realen Miteinander. Insofern ist die Frage, ob das Internet das Kaufverhalten wirklich verändert oder nur besser auf das Kaufverhalten der Konsumenten einzugehen vermag.

Interessant ist aber auch, dass die einzelnen sozialen Netzwerke durchschnittlich elf Personen umfassen. Und in Online-Netzwerken finden sich laut dem Soziologen Sören Petermann nur sechs enge Bezugspartner. Das heißt, auch im Internet pflegen die Menschen meist nicht wesentlich größere Netzwerke, obwohl das theoretisch möglich wäre (Nikolas Westerhoff: Gemeinsam sind wir anders, in: Gehirn&Geist Nr. 6/2010)